Nepal-Tour 2011

Mera-Peak 6461m -Schneeschuh-Besteigung- 2011 Schneeschuh Erstbesteigung
 

Die Westflanke des Mera-Peak- hier eine sichtbare Höhe von 3500m

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Eine private Gruppe des Alpenvereins, Sektion Treuchtlingen, startete am 25.10. 2011 zum großen Abenteuer „Nepal“.

Ziel war es, den 6479m hohen Mera Peak zum ersten Mal mit Schneeschuhen zu besteigen. Da sich im Vorfeld auch die Presse für diese Tour sehr interessierte, wurde mit einem Satellitentelefon ab und zu der Stand der Expedition an die Zeitung übermittelt. Die Leserschaft zeigte dafür großes Interesse.

Teilnehmer der Tour:  Angelika Rosenbauer, Graben, Jana Dempe, München, Rosl Urban, Weißenburg, Christina Seybold, Würzburg und

Arthur Rosenbauer, Treuchtlingen.

25-26.10.2011

Unsere Reise beginnt am Treuchtlinger Bahnhof. Wir fahren mit dem Zug nach Frankfurt. Jeder hat ca. 30 kg Gepäck dabei. Weitere 20kg pro Person haben wir bereits vor Wochen per DHL nach Nepal zu unserem Guide, Min Bahadur Gubaju, geschickt. Der Flug von Frankfurt geht mit Air India nach Dehli und nach kurzem Aufenthalt weiter nach Kathmandu. Wir kommen am 26.10 gegen 17 Uhr an. M.B. wartet bereits mit dem Bus und wir fahren ins Hotel „Buddha“. Nach einer Dusche geht es sofort in die Einkaufsmeile Thamel zum Geldwechseln und vor allem zum Essen. Es findet das Tihar Festival statt und auf den Straßen wird getanzt und gesungen. Später heißt es noch Gepäck umpacken, um alles für den morgigen Inlandsflug nach Lukla vorzubereiten.

 

Start in Treuchtlingen                                                     Der Manaslu zeigt sich

Das Tihar Fest ist für die Hindus so wichtig wie für uns das Weihnachtfest. Es dauert 5 Tage und beinhaltet viele Rituale. Unter anderem wird „Lakschmi“ als Göttin des Reichtums und des Glücks verehrt. Am Abend werden Kerzen auf den Straßen angezündet und Lichterketten aufgehängt. Mandalas aus Farbe und Lebensmitteln sollen „Lakschmi“ den Weg ins Haus zeigen. Die Häuser werden mit orangen Blütenketten und Fähnchen geschmückt. Die Kinder gehen abends von Haus zu Haus und singen Lieder, dafür bekommen sie auch eine kleine Spende.

 

Das Tihar Festval mit Musik und Bilder für Lakschmi

27.10.2011

Heute am 27.11. heißt es um 5 Uhr aufstehen. 5.30 Uhr gibt es Frühstück im Hotel. Um 6 Uhr holt uns M.B. mit einem Bus ab. Wir fahren zum Flughafen. In der Abflughalle herrscht großes Durcheinander. Zuerst muss unser gesamtes Gepäck, fast eine halbe Tonne, gewogen werden. Um 8.15 startet unsere Maschine Tara Air bei bestem Wetter Richtung Lukla. Der Flug ist sehr ruhig und bietet bereits eine tolle Sicht auf die Himalaya Kette. Wir müssen uns mit 1 Tonne Gepäck das Flugzeug teilen. Kein Problem. Nach 45 Minuten beginnt die spannende und aufregende Landung auf dem nur 400m langen Flugfeld. Sie klappt mit Bravour. Da wir heute noch nach Phakding laufen wollen, muss zuerst in der Lama Lodge unser Gepäck sortiert werden. Die Hochtourenausrüstung bleibt erst mal hier. Für unsere Eingehtour nach Namche Bazar, über Phakding brauchen wir diesen Teil des Gepäcks nicht. Ebenso bleiben die Zelte und Küchenausrüstung in Lukla. Wir werden die nächsten Tage nur in Lodges übernachten.

 

Eine halbe Tonne Gepäck muss auch nach Lukla

Das Tihar Festival ist noch nicht zu Ende und immer wieder werden wir zu Spenden aufgefordert. Hängebrücken sind in Nepal normal und wir haben uns schnell daran gewöhnt. Der Kusum Khangkaru mit 6370m zeigt sich in einem Taleinschnitt bei Nurning. Ein Priester spendet mir für 100 Rupien seinen Segen, dann ist unsere Lodge in Phakding, das Mountain Resort, erreicht.

Abends gibt es in der Lodge gutes Essen. Wir unterhalten uns gut mit der Lodgemutter und ihrem Kind. Doubel, einer unserer Träger spielt mit Trommel und Mundharmonika. Die Mundharmonika hat er 2010 bei einer Langtang Trekkingtour von mir bekommen. Damals war er ebenfalls in der nepalesischen Trägermannschaft.

 

Der Konge und Kusum Khangkaru

28.10.2011

Heute geht es nach Namche Bazar. Vor uns liegen 11,6km, 1215hm im Aufstieg und 535hm im Abstieg. Unsere Lodge liegt auf 3445m Höhe. In Namche Bazar bummeln wir durch die Einkaufsmeile, dann besuchen wir noch das Kloster. Das Wetter ist neblig. Doch ab und zu zeigen sich die Himalaya Riesen. Der Thamserku mit 6618m ist der Hausberg von Namche Bazar.

 

 

Kinder, Hillary-Brücke, das Kloster von Namche Bazar und der Ort.

29.10.2011

Heute wollen wir auf ca. 4000m hoch steigen, um unsere Akklimatisation voranzutreiben. Zuerst besuchen wir ein Museum, das Auskunft über die Entstehung von Namche Bazar gibt, aber auch viele andere Themen des Himalayas beleuchtet. Das Wetter ist ein Traum und wir haben tolle Blicke auf Everest 8848m, Lhotse 88516m, Lhotse Shar 8382m und die Ama Dablam 6814m. Wir genießen auch den Blick zum Kloster Tengboche.

 

 

 

Everest, Ama Dablam, unser Team und ein seltsames Tier

30.10.2011

Heute, am 30.10 geht es wieder zurück nach Phakding. Chrissi hat Fieber und Durchfall und so reduzieren wir die Abstiegsgeschwindigkeit. Sie schafft aber die über 1000hm sehr gut. Diesmal bleiben wir in der Sunrise Lodge. Die Zimmer mit Dusche und WC sind sehr gut ausgestattet. Zum verspäteten Mittagsessen gibt es Momos. Das Abendessen besteht aus Spaghetti mit Huhn. Später trinken wir Tee mit Rum.

 

 

Eindrücke am Weg

31.10.2011

Um 6.30 stehen wir heute auf. Um 7 Uhr gibt es Frühstück und laufen um 8 Uhr los. Es geht zurück nach Lukla. Das Wetter zeigt sich bewölkt und es nieselt ab und an. In Lukla sind wir wieder in unserer alten Lodge untergebracht. Hier lagert auch unser Hochtourengepäck. Wir kaufen ein und trinken Kaffee. Staunend stehen wir am Flugplatz und beobachten Start und Landung der kleinen Propeller- Maschinen. Ich lade meine Batterien nach, telefoniere nach Hause und mit dem Weißenburger Tagblatt. Kartoffeln mit Chicken Curry gibt es dann zum Abendessen.

 

Lukla hat uns wieder- umpacken

01.11.2011

Heute geht es endlich los in Richtung Mera Peak. Zuvor soll das Team noch durch 4 Träger verstärkt werden, die M.B. im Vorfeld gebucht hat. Es gibt aber Schwierigkeiten und verärgert entlässt M.B. die vier fristlos. Das Suchen von vier neuen Trägern kostet 2 Std. Zeit. Die Träger werden mit Mütze, Handschuhen und Socken ausgestattet. Das Gepäck wird an die Träger verteilt, dann geht es los. Wir steigen heute bis Chutanga auf 3508m auf. Es regnet etwas und der Nebel kriecht in die Kleidung. Der Weg ist nur 4,8km lang. Dabei steigen wir 645hm auf. In der Lodge ist es recht lustig und eine der Damen bekommt von mir den Spitznamen „Alu-Diddi“, was so viel wie Kartoffelschwester heißt- da sie immer Kartoffeln kocht. Der Abend klingt mit Tanz und viel Spaß aus.

 

In einem kleinen Teehaus machen wir mittags Rast bei Nudelsuppe und Tee. Dann geht es feucht und nebelig weiter bis zur Lodge in Chutanga.

Auf dem Weg zum Zatrwa La Pass mit Alu- Diddi

02.11.2011

Als wir heute Morgen aufstehen, hat es kräftig geschneit. Erst ist das Wetter noch recht schön, dann zieht es immer mehr zu. Der Weg führt erst hoch zu einer verlassenen Alm, die aber als Teerastplatz genutzt wird. Dann weiter durch 30 cm Neuschnee sehr steil zum Pass hinauf. Das letzte Stück muss dann noch an ausgesetzten Bändern gequert werden. Nicht ganz ohne. Dann geht es über eine Hochfläche zum eigentlichen Pass auf 4650m Höhe. Danach folgt noch ein Abstieg nach Thuli Karkha auf 4233m. Am Pass wird eine prov. Tee Hütte betrieben. Der warme Tee ist sehr angenehm und wärmt uns wieder etwas auf. Insgesamt werden es heute 5,71km, 927hm Aufstieg, 451hm Abstieg. In der Lodge in Thuli Karkha ist es sehr eng, da viele Trekker hier Station machen. Eine Gruppe Russen fällt besonders negativ auf. Zum Schlafen müssen wir uns äußerst eng zusammenlegen. Wir sind froh, als die Nacht vorbei ist.

 

 

Der harte und gefährliche Passübergang ist geschafft

03.11.2011

Heute beginnt unser Abstieg nach Tashing Ongma. Es schneit noch immer und der Schnee fällt auch noch in den tieferen Dschungellagen, wie wir später beim Abstieg feststellen. Die Tour wird heute 6,64km lang, 1154hm im Abstieg, 510hm im Aufstieg. Ich gönne mir in Tashing Ongma eine warme Eimerdusche. Sicher die letzte für die nächsten Tage. Abends gibt es Dal Bhat. Da wir Besuch von Franzosen bekommen, die ebenfalls den Mera Peak im Visier haben, geht es recht lustig zu. Mau Mau wird das Spiel des Abends.

 

 Abstieg ins Hinku Tal durch einen verschneiten Dschungel

04.11.2011

Von 3580m steigen wir heute sehr gemäßigt nach Tangnang auf 4288m auf. Der Weg ist 10,1km lang, 640hm im Aufstieg, dazu 80hm im Abstieg. Später unternehmen wir noch eine zusätzliche Höhentour, um die Akklimatisation zu unterstützen. Zuerst laufen wir am Inkhu Khola entlang, später über eine Hochalm zum Kloster in Kote und dann nach Tangnang. Chrissi geht es immer noch schlecht. Wir raten ihr, das Penicillin abzusetzten, da die ständige Medikamenteneinnahme auch nicht zur Regeneration beiträgt. Später wird sich zeigen, dass die Entscheidung richtig war.

 

 

Nebelspiele und prov. Unterkünfte

05.11.2011

Heute Morgen sind die Berge kurz frei, nur der Mera Peak hüllt sich in Nebel. Wir steigen heute ins Base Camp auf knapp 5000m Höhe auf. Die Tagesetappe ist 4,81km lang und 681hm müssen bewältigt werden. Das Wetter meint es noch immer nicht sonderlich gut mit uns und es beginnt wieder zu schneien, als wir das Base Camp erreichen. Unterwegs haben wir in einem provisorischen Unterstand eine Teepause eingelegt. Mittags erreichen wir bereits unser Ziel und stärken uns mit Kartoffelsuppe. Nach dem Umpacken des Gepäcks für das Hochlager, hier soll natürlich nur das Nötigste hochgeschleppt werden, mache ich noch einen kleinen Akklimatisationsaufstieg ca. 200hm. Da noch eine Lodge eher Almhütte frei ist, können wir auch hier auf die Zelte verzichten. Kleine Unstimmigkeiten in der Gruppe löse ich durch Gespräche. Spannungen sind normal bei so einer langen und auch anstrengenden Tour. Auf die Höhe reagiert der Körper natürlich recht unterschiedlich und so treten Ängste, Anspannungen aber auch echte Höhenprobleme wie Kopfweh oder Atemnot auf. Alles muss sehr ernst geprüft und beurteilt werden. Jede Krankheit ist zuerst als Höhenkrankheit einzustufen. Der Zustand und Fortschritt der Höhenanpassung wird auch durch ein Pulsoximeter geprüft. In der Nacht klart es auf.

 

 

Endlich ein Blick auf die Himalaya Riesen

06.11.2011

Heute ist laut Plan unser Ruhetag und Chrissi freut sich sehr darauf. Schnell muss sie erfahren, dass auch am Ruhetag eine Akklimatisationtour sein muss. Wir wollen eine Erkundungstour zum Mera La auf 5411m unternehmen. Das Wetter ist immer noch schlecht und nebelig. Der Aufstieg geht über einen Moränenrücken, ein steiles Schotterfeld, durch einen senkrechten Eisbruch auf die Gletscherhochfläche. Von dort zieht sich dann der Weg durch spaltenreiches Gelände bis zum Mera La. Es ist für jeden anstrengend. M.B. macht den Vorschlag die Tour abzubrechen und alternativ nach Jiri zu wandern. Rosl und Chrissi wollen wahrscheinlich nicht weiter mit aufsteigen. Jana, Angelika und ich wollen auf jeden Fall den Gipfel probieren. Die Höhenleistung war für heute 585hm im Auf- und Abstieg.

 

 

Akklimatisationstour durch den Gletscherbruch auf 5400m

07.11.2011

Das Wetter ist wolkenlos geblieben- endlich. Rosl hat leider seit der Nacht starke Höhenprobleme. Luftnot, Angstattacken und im Gesicht kräftig aufgeschwollen. Das sind bereits massive Anzeichen für ein Lungenödem. Sie muss sofort absteigen. Das duldet keinen Aufschub. M.B. hat ebenfalls seit gestern Abend Probleme mit Hals, Lunge und Herz. Sein Ruhepuls liegt bei 145 und dazu Fieber. Der hohe Puls könnte auch einen Herzinfarkt auslösen. M.B., Rosl und ein Träger müssen sofort bis Tashing Ongma auf 3500m absteigen. Das sind 1500hm und dürfte eine sichere Position für eine Erholung sein. M.B. ist völlig fertig, da er als nepalesischer Leiter ausfällt und bricht in Tränen aus. Ich beruhige ihn und mache ihm klar, dass die Gesundheit das Wichtigste ist. Die Gruppe macht sich sofort an den Abstieg und wir wünschen das Beste. Anschließend stellen wir das Gepäck für das Hochlager zusammen. Wir haben beschlossen das 1. Hochlager am Mera La auszulassen. Wir wollen gleich ins 2. Hochlager auf 5800m und von dort am nächsten Tag den Gipfel erreichen. Das würde auch die Aufenthaltsdauer in der Höhe reduzieren. Chrissi hat beschlossen doch mit aufzusteigen. Jana, Angelika und ich sind natürlich auch dabei. Da wir relativ spät, wegen der Versorgung unserer Kranken, loskommen, erreichen wir in der Dämmerung das Hochlager. Chrissi kämpft sich tapfer hoch. Den gesamten Aufstieg führen wir nun mit Schneeschuhen durch und das klappt sehr gut. Im Hochlager müssen wir feststellen, dass unsere Zelte noch nicht aufgebaut sind. Erst nach einer längeren Diskussion baut unser Climbing Sherpa die Zelte auf. Die Küche versorgt uns in der Zwischenzeit mit Tee, Popcorn und Essen. Doubel, einer unserer Träger geht es im Hochlager ebenfalls sehr schlecht. Ich habe den Eindruck, dass er an Unterzucker leidet. Er trinkt viel und nach 2 Stunden geht es ihm wieder besser. In der Nacht zieht ein Sturm auf und die Temperatur fällt unter minus 40 Grad. Die Mädels teilen sich zu dritt ein Zelt. Ich liege in einem Einzelzelt. Die Höhe macht mir Gott sei Dank keine Probleme und ich schlafe trotz Sturm ganz gut.

 

 

 

Rosl, M.B. und ein Träger steigen ab- sie sind Höhenkrank- wir starten den Gipfelsturm

08.11.2011

Die Nacht war kurz. Um 2 Uhr stehe ich auf und im Küchenzelt wird bereits Tee für uns gekocht und das Frühstück vorbereitet. Chhiri, unser Climbing Sherpa mag auch nicht so recht aus dem Schlafsack und kommt erst nach einigen Aufforderungen aus dem Zelt. Kaum draußen, reißt eine mächtige Windböe das Zelt in den Abgrund. Nach dem Frühstück beginnt eine Diskussion mit den Trägern. Sie wollen nicht mit zum Gipfel und streiken. Nur ein Appell an die Gruppe und der Hinweis auf das Fehlen von M.B. bringt dann ein Einsehen. Wir kommen dadurch erst mit kräftiger Verspätung los. Chrissi hat bereits um 2 Uhr beschlossen, am Gipfelsturm nicht mehr teilzunehmen. Sie hatte gestern einen harten Aufstieg und die Kräfte waren aufgebraucht. Wir Verbliebenen drei, Jana, Angelika und ich machen uns auf dem Weg zum Gipfel. Die erste Stunde bleibt die Gruppe noch gut zusammen, dann wird sie durch Pausen immer weiter auseinander gezogen. Bei Höhenmeter 6100 gib dann Jana auf. Es ist heute nicht ihr Tag, aber eine tolle Leistung war es trotzdem. Gegen 9 Uhr erreiche ich die Gipfelschulter, ziemlich zeitgleich mit der französischen Expedition, mit der wir ja schon seit Tagen parallel gingen. Hier wartete ich auf unseren Climbing Sherpa, der dann mit Angelika auch bald nachkommt. Über einen Eisüberhang geht es dann die letzten 50hm zum Gipfel. Beim Aufstieg sichern mich die Franzosen ab. Von ihrer Gruppe haben auch 2 Personen den Gipfelsturm abgebrochen. Angelika entscheidet, da sie mit Eisklettern noch keine Erfahrung hat, auf der Gipfelschulter zu warten. Am Gipfel werden von mir Fotos und Filmaufnahmen von einer tollen Bergrunde gemacht. Ich kann sogar die Erdkrümmung erkennen. Das Ziel mit Schneeschuhen den Gipfel zu erreichen konnte damit von mir verwirklicht werden. Höhe laut GPS -6479m, Uhrzeit 9:30 Uhr. Nach ca. einer halben Stunde auf dem Gipfel beginnt der Abstieg. Durch einen Seilfehler von Chhiri beim Absichern bleibe ich am Eisüberhang hängen und muss zu meiner Befreiung die Handschuhe ausziehen. Fatal, wie sich später herausstellte. Bei mindestens Minus 40 Grad bekam ich Erfrierungen an beiden Händen, die ich viele Wochen spüren sollte und die mir auch Frostbeulen bescherten. Wir steigen bis zu unserem Hochlager ab. Hier gibt es Tee und Nudelsuppe. Wir relaxen noch etwas in der Sonne, dann folgen wir Chrissi und Jana, die bereits eine Stunde vor uns den Abstieg begonnen hatten. Am späten Nachmittag erreichen wir dann wieder das Base Camp und werden mit einer Aola Welle empfangen.

 

 

Der Gipfel ist geschafft

09.11.2011

Am Morgen packen unsere Träger alles für den Abstieg nach Tashing Ongma zusammen. Wir haben ebenfalls unser Gepäck wieder getrennt und die Hochtourenausrüstung in einem Seesack verpackt. Chrissi geht es sehr schlecht. Ihre Bronchitis und Nebenhöhlenentzündung geben nicht nach. Erst um 13 Uhr erreichen wir Tangnang und legen dort eine Mittagspause von über einer Stunde ein, um etwas Zeit für die Regeneration von Chrissi zu bekommen. Der weitere Abstieg zieht sich. Bald ist abzusehen, dass wir wohl erst bei Dunkelheit unser Ziel erreichen werden. Das Kloster in Kote besuchen wir aber trotzdem, da es fast am Weg liegt. 1 Stunde vor Tashing Ongma kommen uns dann M.B und Rosl mit einem Träger entgegen. Es geht ihnen gut und wir sind sehr froh, die beiden wieder gesund zu sehen. Rosl erzählt uns, dass sie eine harte Zeit mit Atemnot, vor allem in der Nacht erlebt hat, ihr es jetzt aber besser geht. Nur ein bellender Husten zeigt noch die geschädigte Lunge an.

M.B. übernimmt auch sofort Chrissi und veranlasst, dass sie gestützt und teilweise getragen wird. Dadurch erreichen wir noch bei Helligkeit unsere Lodge. Am Abend gibt es eine heftige Diskussion zwischen M.B., den Trägern und uns. Wir bringen unseren Ärger über das Verhalten seiner Mannschaft im Hochlager zum Ausdruck. M.B. gibt ein Teilfehlverhalten zu, schiebt die Hauptschuld auf Chhiri, was wir aber nicht akzeptieren. Er hat nach unserer Meinung noch am meisten geholfen. Am Ende steht fest, durch das Fehlen von M.B. fehlte die nepalesische Führung und somit lief einiges aus dem Ruder. Wir begraben das Kriegsbeil mit Rum und Tee.

Meine Frostbeulen an den Händen sind richtig groß aufgeschwollen und jucken fürchterlich. Ich hoffe nur, dass es wieder besser wird. Erst um 22.30 geht es heute ins Bett.

 

 

Eindrücke vom Abstieg aus dem Basislager

10.11.2011

Wir haben eine Strategie ausgearbeitet, um unsere Kranken gut über den Pass am Zatrawa La zu bringen. Vor allem Chrissi macht uns Sorgen, aber auch bei Rosl wollen wir einen Rückfall vermeiden. Wir steigen daher heute nur wenig auf und werden in der Doma Lodge auf 3560m Höhe, im Massenlager, übernachten. Für heute sind das nur 376hm Aufstieg und 336hm Abstieg. Bereits mittags kommen wir an. Jana und Angelika nützen die Zeit für eine schöne, warme Dusche. In der Küche lassen wir uns gemütlich nieder und wärmen uns auf. Heute sind unsere Träger die Köche und zaubern aus ihrer Küche ein tolles Menü. Wir werden richtig verwöhnt.

 

 

Blicke zurück zum Mera Peak und Blick auf meine Frostbeulen

11.11.2011

Für heute haben wir noch mal eine sehr harte Tour vor uns. Den Zatrawal La Pass. Es liegt immer noch Schnee und Eis und wird es sicher nicht leichter als am Hinweg. Die Südostseite geht ganz gut und in Thuli Kharka legen wir eine Rast in der Sonne ein. Dann werden Eis und Schnee immer mehr. Der Abstieg an der nach Nordwesten Charpate Himal ist sehr glatt und ausgesetzt. Wir schaffen es gerade noch bis zum Eintritt der Dunkelheit zu einer Alm auf rund 4000 m Höhe und richten hier ein Notlager ein. Unsere Träger erreichen erst in der Nacht diese Alm, mit zerschundenem Gepäck. Zum Glück gibt es keine Verletzungen oder Schlimmeres. Der Weg war äußerst gefährlich und anstrengend. Fast senkrechte Flanken in Eis und Schnee, dazu steile Rinnen mussten gequert oder abgestiegen werden. Unser Koch versorgt uns noch mit Tee und Essen, dann geht es in den Schlafsack.

 

 

Der Zatrwa La Pass muss wieder überquert werden- noch eisiger.

12.11.2011

Heute beginnt unser Abstieg bis Lukla. Morgens ist das Wetter wieder neblig. Der Weg nach Chutanga, zur „Alu Diddi“ ist recht eisig, wird dann aber besser. Wir machen in Chutanga Mittagspause, und wie soll es anders sein, es gibt Kartoffeln. Der Restabstieg nach Lukla geht dann schnell und wir sind in unserer bekannten Sherpa Lodge untergebracht. Doppelzimmer mit WC ist sehr angenehm. Am Abend verabschieden wir unsere Träger mit Geldgeschenken und natürlich spielt Doubel zum Tanz auf. Eine japanische Gruppe frönt sehr stark dem Alkohol, schläft dann aber Zug um Zug ein.

 

 Die letzten Meter nach Lukla und Verabschiedung unserer Träger

13-15.11.2011

M.B. versucht bereits heute einen Rückflug von Lukla zu bekommen. Es ist unser Reservetag, und sollte es klappen, hätten wir einen Tag mehr in Kathmandu. Wir machen bereits Pläne, wie wir den Tag ausfüllen könnten. Wir werden aber bald mit der Realität konfrontiert. Durch andauernden Nebel können keine oder im Moment nur wenige Maschinen Lukla erreichen und für die nächsten Tage wird es, laut Wetterbericht, noch schlechter. Wir wollen noch morgen, unseren regulären Rückflugtag abwarten und dann weiter entscheiden.

Auch am nächsten Tag wird unser Flug gestrichen und schnell wird klar, es stecken wahrscheinlich über 2000 Trekker fest. Wir besprechen mit M.B. die Möglichkeit eines Rückfluges mit einem Hubschrauber. M.B. kümmert sich darum. Da wir aber keine Kreditkarte bei uns haben, sie liegt im Safe in Kathmandu, muss M.B. die Kosten von 5000 US Dollar vorstrecken und leiht das Geld bei seinen Freunden und Nachbarn. Eine super Leistung von M.B. und wir sind äußerst beeindruckt von seiner Gastfreundschaft.

Wir müssen die Zeit mit Lesen, Kaffeetrinken und Kartenspielen überbrücken. M.B. telefoniert pausenlos mit unserer Hubschrauberagentur. Wegen des Nebels haben auch sie Schwierigkeiten einen Flug zu starten. Wir bekommen Bescheid, wenn es los geht.

 

 

 

 

Wir relaxen in Lukla und warten auf unseren Rückflug nach Kathmandu- vergebens.

16.11.2011

Heute Mittag kommt endlich der Anruf unserer Heli Agentur. Wir sollen nach Surke absteigen. Surke liegt auf 2290m und somit 600hm tiefer als Lukla direkt am Duhd Koshi Fluss. Es regnet und schneit. Der Abstieg ist teilweise sehr rutschig und es wird an einigen Stellen gefährlich glatt. Da unsere Träger bereits entlassen sind, mietet M.B. drei Yaks, die unser Gepäck nach unten bringen. Wir quartieren uns vorerst in der Thamserku Lodge ein und warten hier bei Tee und Nudelsuppe. Zum Landeplatz des Hubschraubers sind es nur wenige hundert Meter. M.B. teilt uns mit, dass auch für heute Hubschrauberflüge wegen des schlechten Wetters eingestellt wurden. Morgen früh sind wir aber sicher dabei. Da morgen bereits der 17. 11 ist, wird es langsam knapp, damit wir am 18. unseren internationalen Flug nach Frankfurt erreichen. Ich habe sicherheitshalber mit Frau Scherer vom Reisebüro Engeler Kontakt aufgenommen, damit sie uns bei Bedarf die Flüge umbucht. Der früheste Termin wäre dann der Montag, 21.11. Doch erst mal müssen wir noch eine Nacht hier verbringen. So richtig glaubt keiner, dass wir morgen früh fliegen.

 

 

Unsere letzte Lodge in Surke bevor der Hubschrauber uns ausfliegt.

17.11.2011

Um 6 Uhr stehen wir auf und laufen nach dem Frühstück um 7 Uhr sofort zum Landeplatz. M.B. hat bereits unser gesamtes Gepäck dorthin transportieren lassen. Er hat auch bereits mit dem Flugplatzleiter, gegen Schmiergeld ausgehandelt, dass wir mit der ersten Maschine losfliegen können. Lange Zeit bewegt sich überhaupt nichts. Der Nebel ist manchmal undurchdringlich, dann hebt er sich wieder etwas. Ein paar kleine Hubschrauber fliegen ein und nehmen Passagiere auf. Unsere Hoffnung wächst. Dann kommt wirklich unser Hubschrauber und alles geht sehr schnell. Wir werden eingekeilt und mit Gepäck überhäuft. Gerade noch ein schmales Blickfeld bleibt übrig. Dann heben wir ab. Die Flugroute ist das Tal des Duhd Koshi. Dort ist über dem Fluss eine Zone bis ca. 100m Höhe frei von dichtem Nebel. Das Tal ist dort aber auch nur 50 bis 100 Meter breit. Durch diesen Kanal fliegen wir 40km weit bis Rumjatar. Dort werden wir geparkt und haben ca. 3 Std. Pause. Ein anderer Pilot holt die nächste Gruppe. Erst dann fliegen wir in Richtung Kathmandu. Wir machen einen Ausflug ins nahe Dorf. Dort gibt es Tee und Mandarinen. Dann geht es wieder zurück zum Hubschrauber. Dicht geschlichtet fliegen wir bis zu einem prov. Landeplatz bei Lamodihi. Von dort dann weiter mit einem Bus nach Kathmandu ins Hotel. Erst am Abend erreichen wir unser Buddha Hotel. Duschen, umpacken, Seesack für die Postrücksendung packen und vieles mehr. Wir machen noch einen kleinen Einkaufsbummel und gehen zum Essen ins Steakhaus. Glücklich, endlich Kathmandu erreicht zu haben, legen wir uns ins Bett.

 

 

 

 

 

Der spannende und gefährliche „Rettungsflug“- Abenteuer pur.

Hätte der Hubschrauberflug nicht geklappt, wäre die Alternative ein 5 tägiger Fußmarsch bis Jiri gewesen. Von dort noch einen Tag mit dem Bus nach Kathmandu. Die Reise wäre also mindestens 6 Tage länger geworden.

18.11.2011

Um 5 Uhr müssen wir schon wieder aufstehen. Wir wollen um 6 Uhr zum Flughafen fahren. Um 10 Uhr geht unsere Maschine nach Dehli und dann weiter nach Frankfurt. In Kathmandu haben wir dann wegen des Nebels 2 Stunden Verspätung und wir starten erst gegen 12 Uhr. Auch der internationale Flug ist durch den Nebel stark beeinträchtigt.

Schon beginnt wieder die Sorge um den Anschlussflug in Dehli- doch wir haben Glück und das Flugzeug wartete auf uns.

Damit erreichen wir pünktlich Frankfurt und fahren mit dem ICE nach Treuchtlingen.

 

Ein letzter Blick auf Annapurna I und den Dhaulagieri.

 

Namaste Nepal, Namaste Deutschland- wir kommen wieder.